Pädagogische Arbeit

Ihr dürft den Kindern Eure Liebe geben, aber nicht Eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken…

Ihr dürft Euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen – denn das Leben läuft nicht rückwärts noch verweilt es im Gestern. Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden. (Khalil Gibran)

Grundlagen des Kinderhausalltags

Wie unser Vorwort von Khalil Gibran auf sehr poetische Weise ausdrückt, möchten wir mit unseren pädagogischen Ansätzen und unserer Alltagsstruktur sowie mit unserer ganzen Person als Erzieher den Kindern vor allem Begleiter sein auf ihrem eigenen Weg der kognitiven, emotionalen, körperlichen und sozialen Entwicklung.

Bei uns sind Lebendigkeit, Fröhlichkeit und Freundlichkeit zu Hause. Die individuelle und entspannte Begegnung zwischen den Kindern und uns als Pädagogen ist Voraussetzung, um eine vertrauensvolle und verlässliche Beziehung zu entwickeln – die Grundlage für unser pädagogisches Handeln ist. Jedes Kind wird in seiner Besonderheit gesehen und begleitet.

Durch die altersgemischte Gruppe von 1,5 – 6 jährigen Kindern entsteht in unserem Kinderhaus eine familiennahe Atmosphäre. Die Individualität der Kinder ist ein wichtiger Antrieb für die Bildung unserer Gemeinschaft. Sie bedeutet das Leben und Erleben von Akzeptanz und Toleranz, gegenseitiger Rücksichtnahme und Hilfe.

Die Kinder erfahren durch uns Unterstützung in der Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenz und lernen das eigene Verhalten, den Regeln des Zusammenlebens anzupassen. Das Bedürfnis der Kinder, sich ihre Umwelt offen und voller Neugier zu erschließen, soll erhalten werden. Wir gestalten ein Umfeld, in dem jedes Kind seine Fähigkeiten entdecken und entwickeln kann.

Die Haupttätigkeit der Kinder ist dabei das (freie) Spiel. Deshalb ist es für uns der wichtigste Bestandteil in unserem Tagesablauf.

Pädagogische Arbeit im Kinderhaus

Die Inhalte unserer Angebote folgen den gesetzlichen Grundlagen, besonders §2 SächsKitaG, der den Auftrag der Erzieherin beschreibt, und orientieren sich am Sächsischen Bildungsplan, dessen Bildungsinhalte und Bildungsbereiche (naturwissenschaftliche, mathematische, kommunikative, somatische Bildung etc.) von uns in vollem Umfang umgesetzt werden. Dabei arbeiten wir nicht strikt nach nur einer pädagogischen Richtung, sondern entnehmen verschiedenen Richtungen genau die Konzepte, die den Bedürfnissen der Kinderhauskinder, -eltern und uns pädagogischen Begleitern, sowie den räumlichen Gegebenheiten am besten entsprechen.

Im pädagogischen Alltag arbeiten wir im Kinderhaus unter anderem nach dem sogenannten Situativen Ansatz. Das bedeutet: was die Kinder augenblicklich beschäftigt, greifen wir auf und lassen es in unsere täglichen Angebote einfließen.

Darüber hinaus verfolgen wir bei der Arbeit an Projekten Themen über einen längeren Zeitraum, um sie zu vertiefen. So erfahren wir mit den Kindern z.B. die „Entstehung“ eines Apfels über die Blüte, das Wachsen der Frucht bis hin zur Reifung und regen dabei die Kinder an, zu beobachten, zu erkennen und ihre Erfahrungen tätig künstlerisch und in Form von Experimenten zu verarbeiten.

Außerdem entnehmen wir sowohl der Waldorfpädagogik als auch der Pädagogik von Maria Montessori und der Reggio Pädagogik Elemente für unsere Arbeit und unsere Tagesstruktur.

Nach der Waldorfpädagogik haben wir unter anderem unseren Tagesablauf strukturiert, in dem sich Elemente von Spannung und Entspannung abwechseln. So folgt zum Beispiel auf den gemeinsamen Morgenkreis eine Spielphase im Freien.

Der Montessori-Pädagogik haben wir vor allem den Grundsatz „Hilf mir, es selbst zu tun!“ entnommen. Wir begleiten die Kinder nur dabei, sich Dinge anzueignen und diese auch selbständig zu tun, wenn sie die Fähigkeit erworben haben. So geben wir auch den Kleinsten z.B. schon Hilfen für das selbständige Anziehen an die Hand, wenn sie dafür bereit sind oder vergeben Dienste und Aufgaben an die größeren Kinder. So fördern wir das Selbstwert- und Verantwortungsgefühl bei den Kindern. Nach dem Montessori-Grundsatz der „vorbereiteten Umgebung“ gestalten wir unsere Räume als Lernumgebung für unsere Kinderhauskinder. Hier sollen sie in den jeweiligen Bereichen, nach gemeinsam erarbeiteten Regeln selbständig tätig werden können, so z.B. im Kreativbereich, der den Kindern jederzeit frei zugänglich ist.

In der Reggio-Pädagogik fanden wir einen weiteren Grundpfeiler unserer Arbeit: Die Kinder sind frei, das zu tun, was ihrem jeweiligen Zustand entspricht, dazu gehört auch, nichts zu tun. Wir möchten mit den Stärken und Impulsen der Kinder arbeiten und ihnen nichts überstülpen, was ihrem momentanen Seelenzustand und dem, womit sie sich gerade beschäftigen nicht entspricht. Hat ein Kind z.B. gerade Langeweile oder zieht sich zurück, um seinen Gedanken nachzugehen, so wird es im „Aushalten“ dieses Zustandes unterstützt, in Ruhe gelassen, mit dem Wissen, dass solche Phasen oft die Verarbeitung von gerade Erlebtem oder die Vorbereitung auf eine nächste Aktivität fördern.

(Alle oben genannten Webseiten abgerufen am 30.8.2017)

Bedeutung von Angeboten im Kinderhaus

Unsere Angebote beziehen sich auf das unmittelbare Erleben der Kinder. Die Kinder sind dabei die aktiven Gestalter ihrer Lebens- und Lernprozesse und erwerben so Selbständigkeit und Eigenkompetenz. Wir bieten ihnen vielfältige Möglichkeiten für entsprechende Erlebnisse und Erfahrungen. Die Grundlage dafür gewinnen wir durch Beobachtung und Reflexion des Entwicklungsstandes jedes Kindes.

Der Lernprozess vollzieht sich im Dialog zwischen Kindern und Pädagogen. Wir ermuntern und motivieren die Kinder, Fragen zu stellen, um eigene Lösungen zu suchen und zu finden. Der lebhafte Austausch der Kinder untereinander, um den Anderen ihren eigenen Standpunkt zu vermitteln, spielt eine wesentliche Rolle für die Entwicklung des Selbstbewusstseins und der sprachlichen Kompetenz.

Jedes Kind hat sein individuelles Entwicklungstempo mit Stärken und Schwächen. Deshalb werden von uns bewusst keine allgemeingültigen Lernziele gesetzt, die erreicht werden sollen – vorausgesetzt, das Kind entwickelt sich gesund und altersgemäß.

„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“ (Afrikanisches Sprichwort) Eine gesunde Seele, die sich ohne Erwartung und Leistungsdruck entfalten darf, ist die beste Voraussetzung dafür, stark zu sein und das Leben zu meistern.

Unsere Angebote

Freies Spiel

Freie Spiel bietet jedem Kind Freiraum und Möglichkeiten, seinen eigenen Impulsen nachzugehen und den erwachsenen Begleitern diese aufzugreifen, zu unterstützen und das Kind dadurch in bestimmten Lernbereichen zu fördern.

Spiel ist eine Handlung, die durch freie Wahl zustande kommt, stärker auf den Prozess als aufs Ergebnis gerichtet und von positiven Emotionen geleitet ist. Im Sinne des „so tun also ob“ ist Spiel vom realen Leben abgehoben. Das Spiel ist das wichtigste Element im Leben eines Kindes. Kinder lernen und verarbeiten „spielend“ mit allen Sinnen, was bedeutsam ist im Leben.

Im gemeinsamen Spiel lernen die Kinder gemeinsamen Interessen nachzugehen, Konflikte zu lösen, Absprachen zu treffen und die Bedürfnisse Anderer zu respektieren (soziale Kompetenz).

Aus diesen Gründen ist das freie Spiel für uns das wichtigste Angebot im Kinderhaus.

Naturnahes Erleben

Durch unmittelbare Nähe unseres Kinderhauses zum Wald unternehmen wir häufig Beobachtungsgänge in die Natur. Angestrebt wird immer ein „Waldtag“ pro Woche, an dem die Kinder im freien Spiel die Natur für sich entdecken können. Es werden in größeren Abständen auch „Waldwochen“ angeboten. Meist sind das zwei aufeinanderfolgende Wochen, in denen wir jeden Tag und bei (fast) jedem Wetter in den Wald gehen.

Kinder sind ständig in Bewegung und entdecken sich und die Welt durch Bewegung. Diesem Drang können wir im Wald besonders gut Raum geben. Kinder lernen im Wald intensiv ihre Sinne kennen, die Vielfalt ihrer Bewegungen, ihre Geschicklichkeit, ihre Kreativität – sie entdecken sich. Natur fördert so das innere Gleichgewicht und die Lebensfreude.

Wir sammeln Schätze des Waldes als Spielmaterialien. Das zur Verfügung stehende Spielzeug ist bei uns hauptsächlich aus natürlichen Materialien, um nicht durch „zu fertiges“ Spielzeug die Phantasie der Kinder zu begrenzen.

Unser Tagesablauf

Zur Unterstützung der inneren Uhr der Kinder ist unser Tagesablauf im Kinderhaus rhythmisch gegliedert. Der zuverlässige, Tag für Tag wiederkehrende, Rhythmus gibt den Kindern Sicherheit.

Freie Aktivitäten stehen im lebendigen Wechsel mit Zeiten, die einen geführten Charakter haben (Spannung – Entspannung).

Der tägliche Rhythmus wird immer wieder hinterfragt und gegebenenfalls angepasst. Der Lebensrhythmus des Jahres, der durch Jahreszeiten und Jahresfeste bestimmt ist, fließt als fester Bestandteil in die Gestaltung des Lebens im Kinderhaus ein.

07:30 – 08:00 Uhr Ankommen
08:00 Uhr Frühstück
(Kinder, die schon gefrühstückt haben, werden von der zweiten Pädagogin in Empfang genommen und betreut)
09:00 Uhr Gemeinsamer Morgenkreis
  • Begrüßungslied
  • Kurzes Gespräch über jahreszeitliche Veränderung (z.B. Vorstellen einer Pflanze, Wetter, Einfluss der jahreszeitlichen Veränderungen auf den Menschen)
  • Feste und Feiern fließen in den Morgenkreis ein
  • Lieder, Bewegungsspiele und kleine Gedichte
  • Individuelle Anliegen der Kinder werden berücksichtigt
  • Besprechung der Vormittagsgestaltung
Anschließend Spiel im Freien (bei jedem Wetter!) und Angebote, welche für die verschiedenen Altersgruppen aufbereitet und von den Kindern unterschiedlich genutzt werden können. Die Materialien zum Malen und Basteln sind den Kindern jederzeit frei zugänglich.
11:00 Uhr Trennung der Gruppe in „Kleine“ (1,5 – 3 Jahre) und „Große“ (3 – 6 Jahre)
  • Montag: Erzählkreis zu Wochenenderlebnissen
  • Dienstag und Mittwoch: Vorlesen einer Geschichte (Buch der Woche)
  • Donnerstag: Nacherzählen der Geschichte durch die Kinder
  • Freitag: Malen zum Buch der Woche
11:30 Uhr Mittagessen (wöchentlich wechselnder Tischdienst)
12:30 Uhr Gemeinsame Mittagsruhe
14:30 Uhr Vesper (die Kinder können die angebotenen Speisen selbst zubereiten)
Ab 15:00 Uhr Spiel im Freien

Mittagsruhe im Kinderhaus

Bei uns ist mittags Ruhe.

Der Biorhythmus des Menschen hat bei den meisten mittags ein kleines Tief, das sich durch Schlaf wieder ausgleichen lässt. Gerade für kleine Kinder kann diese Pause sehr wichtig sein, um sie vor Überreizung zu schützen. Im Schlaf kann der Input an neuen Eindrücken verarbeitet und sortiert werden. Das heißt, dass das Kind, wenn es mittags geschlafen hat, danach wieder offen ist für Neues.

Deshalb sind wir der Meinung: Der kindliche Schlaf um die Mittagszeit ist eine wichtige und notwendige Voraussetzung für gesundes geistiges, seelisches und körperliches Wohlbefinden und Wachstum und ebenso für Ausgeglichenheit und gute Laune im Kontakt mit anderen. Während der gesamten Schlafzeit ist ein/e Pädagoge/in im Schlafraum gegenwärtig.

Auch die Vorschulkinder machen eine kurze Mittagsruhe. Sie stehen eher auf, als die Jüngeren und beginnen dann mit der Vorschularbeit. Dabei werden sie von einer/m Pädagogin/en betreut.

Aufgrund der Größe des Kinderhauses mit ca. 2,7 Vollzeitstellen ist es nicht möglich neben der Schlaf-, und der Vorschulgruppe noch eine Wachgruppe anzubieten.

Besonderheiten des Jahres

Dazu gehören alle Feste und Feiern, die unter anderem durch den Jahreszeitenkalender vorgegeben sind. Dazu gehören das Osterfest, das Ernte-Dank- Fest, Sankt Martin sowie der Nikolaustag und Weihnachten. Am Anfang eines neuen Jahres feiern wir Wintersonnenwende.

Auch die Geburtstage der Kinder finden bei uns in einem ritualisierten Rahmen ebenso Beachtung und Anerkennung und werden mit allen Kindern gefeiert.

Mindestens einmal, möglichst noch ein zweites Mal gehen wir mit gepackten Rücksäcken in den Wald und machen unsere „Waldwochen“.

Das Zuckertütenfest, mit Übernachtung, immer vor den großen Sommerferien, ist unseren Ältesten, den Vorschulkindern vorbehalten.

Regeln unseres Zusammenlebens

Das Zusammenleben in unserem Kinderhaus basiert auf gegenseitiger Achtung und Akzeptanz und erfordert Regeln, die wir gemeinsam mit den Kindern entwickeln. Sie dienen dem Zweck, dass sich jeder im Kinderhaus wohlfühlen kann. Dabei beschränken wir uns auf wenige, wesentliche Regeln, die von allen konsequent eingehalten werden sollen. Diese Regeln sind veränderbar, wenn es die Gruppensituation erfordert.

Beispiele für Grundregeln:

  • Die Kinder und Erwachsenen begegnen einander freundlich.
  • Alle Gefühle haben im Kinderhaus Platz. Ansteckende Freude oder die Zufriedenheit, genauso wie die Wut und die Ablehnung. Unserer Meinung nach haben Gefühle, egal welcher „Tönung“ sie unterliegen ihre individuelle Berechtigung sowie ganz spezielle Ursachen und dürfen sein. Bei Zorn oder Enttäuschung, Wut oder Ärger bemühen wir uns mit Worten auszudrücken was wir fühlen und meinen, um Konflikte verbal zu klären.
  • Tischregeln (z.B. ruhige Atmosphäre während der Mahlzeiten).

Darüber hinaus gibt es spezielle Regeln für die Benutzung bestimmter Spielgeräte oder Spielbereiche, die den Kindern ein freudvolles und gefahrloses Spiel ermöglichen sollen. Ebenso gibt es Regeln, die die Übergänge im Tagesablauf erleichtern und sinnvoll sind und für ein ausgewogenes Miteinander sorgen sollen.

Neuerungen zu Regeln im Kinderhaus erfahren die Eltern durch Aushänge oder auf Elternabenden. Alle bekannten Regeln müssen bei Anwesenheit im Kinderhaus auch von den Eltern mitgetragen und umgesetzt werden, auch wenn zu Hause andere Regeln gelten, damit für die Kinder keine Verwirrungen entstehen. Im Kinderhaus gelten die Kinderhausregeln, zu Hause darf es anders sein.

Übergangsrituale

Eingewöhnung ins Kinderhaus

Die Eingewöhnung ins Kinderhaus geschieht im Regelfall nach dem sogenannten „Berliner Modell“. Es wird ein persönliches Erstgespräch mit den Eltern zum Ablauf der Eingewöhnung, zum Tagesablauf und den Regeln im Kinderhaus durch die Bezugsbetreuerin für die Gruppe der Kleinen durchgeführt.

Die Eingewöhnung beginnt für das Kind mit ein paar Tagen, in denen es die Einrichtung mit der vertrauten Bezugsperson für ca. 1-2 Stunden besucht, ohne dass eine Trennung stattfindet. Dann folgt ein Tag mit einer ersten kurzen Trennung, in der die vertraute Person in der Nähe bleibt. Nach und nach werden die Trennungsphasen länger und auch Tagesablaufrituale (z.B. Toilettengang, Wickeln, Essen) gehen in die Interaktion zwischen Kind und Erzieherin über. In der Schlussphase verlässt die vertraute Person die Einrichtung während der Trennungsphase, bleibt aber vorerst noch erreichbar. Je nach Reaktion des Kindes in den ersten Tagen werden die einzelnen Phasen den Bedürfnissen des Kindes angepasst. Die geschieht in Rücksprache zwischen Eltern und Erzieherin. Hat sich die Situation für das Kind stabilisiert, ist die Eingewöhnungszeit abgeschlossen. Dies erfolgt in der Regel nach zwei Wochen, kann aber im Einzelfall durchaus auch drei oder vier Wochen beanspruchen.

Zur besseren Orientierung für die Eltern erhalten diese zu Beginn einen Handzettel mit allen wichtigen Informationen zur Eingewöhnungszeit.

Übergang von den „Kleinen“ zu den „Großen“

Etwa um den dritten Geburtstag herum wechseln die Kinder innerhalb des Kinderhauses von der Gruppe der „Kleinen“ (1,5-3 Jahre) zur Gruppe der „Großen“ (3 Jahre – Schuleintritt). Für die Kinder ist dies ein wichtiger Schritt, denn sie verlassen nicht nur den vertrauten Bereich der Bezugsbetreuerin und suchen sich eine neue Bezugsperson, sondern sie wechseln auch äußerlich in neue Bereiche – in der Garderobe, im Bad, beim An- und Ausziehen zum Mittagsschlaf. Dieser Wechsel ist mit einer gewissen körperlichen, emotionalen, kognitiven geistigen und sozialen Reifung verbunden. In der Regel ziehen sich die Kinder jetzt selbständig an und aus, brauchen tagsüber keine Windel mehr, können kleine Aufgaben verstehen und selbständig erledigen wie Aufräumen, Toilettengang, Zähneputzen, etc. Sie können auch schon eine etwas längere Wegstrecke mit den Großen bewältigen und spielen meist häufiger als vorher gemeinsam mit anderen Kindern.

Der Prozess des Wechsels vollzieht sich je nach Temperament des Kindes unterschiedlich schnell und kann auch stufenweise erfolgen. Kinder, die noch die Rückbindung an die Gruppe der Kleinen oder ihre erste Bezugsbetreuerin brauchen, können auch in Teilen oder in bestimmten Situationen wieder dorthin zurück (z.B. zum Essen oder beim Zubettgehen). Andersherum können Kinder mit einem großen Drang zur Selbständigkeit auch schon eher schrittweise wechseln, indem sie sich z.B. schon bei den Großen an- und ausziehen.

In jedem Fall gibt es für jedes Kind zu seinem bestimmten Zeitpunkt eine Begrüßung in der großen Gruppe (als Ritual,) innerhalb des Morgenkreises, in der Regel zum 3. Geburtstag nach dem es „offiziell“ für alle Kinder sicht- und hörbar nun der Gruppe der „Großen“ angehört. Die Eltern werden in den Prozess durch kurze Rücksprachen ebenfalls eingebunden.

Begleitung in der Vorschulzeit

Für einen guten Übergang vom Kinderhausalltag zur Schulzeit stehen unseren Vorschulkindern gesonderte Zeiten und ein Bereich mit besonderen Materialien zur Verfügung, in denen sie ihrem verstärkten Interesse in den Bereichen der Umwelt, ihrem Forscherdrang, ihrer Wissbegierde und ihrem Bedürfnis selbsttätig zu handeln, nachgehen können und gesondert gefördert werden.

Die Vorschulkinder ruhen täglich ca. eine Stunde in einem separaten Raum. Dabei soll jeder für sich entspannen und die anderen nicht dabei stören. Danach folgt eine halbstündige Vorschularbeit mit einem Pädagogen. Epochenweise widmen wir uns Themen auf der Grundlage des Sächsischen Bildungsplanes (somatische, soziale, kommunikative, ästhetische, naturwissenschaftliche und mathematische Bildung). Die verbleibende Zeit bis zum Vesper steht den Vorschulkindern zur freien Verfügung – Aufgabe dabei ist die Erprobung der Selbständigkeit bei der Umsetzung ihrer Spielideen und ein freundschaftliches Miteinander im „Vorschulteam“.

Zusätzlich werden verschiedene Projekte wie auch Exkursionen (z.B. Museumsbesuche, Bibliothek, Tischlerwerkstatt) angeboten.

Wichtig sind uns neben allem Wissenserwerb, einer guten Sprachbildung und Motorik besonders die emotionale Reifung und Sozialkompetenz.

Eine spezielle Kooperation des Kinderhauses mit umliegenden Grundschulen gibt es nicht, da viele der wenigen Schulabgänger in ganz unterschiedlichen Schulen angemeldet werden und die Einführung und Vorstellung der Schulen von den Eltern jeweils selbst organisiert werden.

Am Ende eines jeden Kindergartenjahres und vor dem Beginn der Sommerferien, findet das sogenannte „Zuckertütenfest“, welches mit einer Übernachtung verbunden ist, statt. Am nächsten Morgen gibt es ein gemeinsames Frühstück mit den Eltern.

Kontakte und Ausflüge

Wir nutzen die unmittelbare Umgebung des Kinderhauses für vielfältige soziale Kontakte. So besuchen wir zum Beispiel regelmäßig die Senioren im Alten- und Pflegeheim, um für sie zu singen, den Ulmenhof mit seinen Tieren und die örtliche Bibliothek. Auch die nahegelegenen Streuobstwiesen, der Wald oder der Spielplatz gegenüber bieten Gelegenheit für nachbarschaftliche Kontakte.

Zu Vorstellungen oder Festen im Kinderhaus laden wir auch ab und zu unsere unmittelbaren Nachbarn ein, um ihnen einen kleinen Einblick in unsere Arbeit zu gewähren.

Eltern im Kinderhaus

Das Kinderhaus ist eine familienbegleitende Einrichtung, die Hauptverantwortung für die Bildung und Erziehung der Kinder bleibt in der Familie.

Der kontinuierliche Dialog mit Eltern ist uns wichtig. Deshalb findet neben kurzen Tür- und Angelgesprächen mindestens einmal im Jahr, bei Bedarf auch öfter, ein Entwicklungsgespräch mit den Eltern statt. Hier besprechen die Pädagogen ihre Beobachtungen zu Entwicklung des Kindes mit den Eltern, tauschen sich über Fortschritte und mögliche Probleme aus und entwickeln, falls nötig, eine gemeinsam getragene Strategie.

Das Engagement der Eltern ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit im Kinderhaus, da die Eltern den Rahmen für die pädagogische Arbeit organisatorisch absichern. Insofern ist das Engagement der Eltern nicht nur erwünscht, sondern Voraussetzung für die Aufnahme eines Kindes im Kinderhaus. Im pädagogischen Alltag sind die Eltern ebenfalls jederzeit herzlich willkommen. Wir freuen uns, wenn Eltern nach vorheriger Absprache mit den Erziehern den Kindern z.B. ihre Hobbies, Berufe, Reisen o.ä. vorstellen und damit den Kinderhausalltag bereichern.

Allgemeine Informationen zum aktuellen Geschehen im Kinderhaus und zu pädagogischen Themen erhalten die Eltern vierteljährlich in Elternabenden oder über die Infotafeln im Eingangs- und Garderobenbereich. Die Eltern selber können aktuelle Informationen zur Abholung oder Abholberechtigung oder zur Anwesenheit im „Eltern-Pädagogen-Informationsbuch“ hinterlassen (s. auch „Wege der Kommunikation“).

Dokumentation der pädagogischen Arbeit

Besonderheiten im Kinderhausalltag werden für die Eltern sichtbar über die Info- und Fototafeln dokumentiert. Hier finden die Eltern sowohl schriftliche Rückmeldungen zum Tagesgeschehen und zur Jahresplanung, als auch Fotos und Kinderarbeiten, die zeigen, welche Themen die Kinder im Kinderhaus zusammen mit den Pädagogen gerade bearbeiten.

Wir fertigen gemeinsam mit den Kindern und Eltern ein Portfolio für jedes Kind an. Das sind beschriftete, für Eltern, Kinder und Erzieher frei zugängliche Ordner, in denen in Bild und Schrift Entwicklungsschritte des jeweiligen Kindes dokumentiert werden.

Fotos, die wir zur Dokumentation des Alltagsgeschehens und von Entwicklungsschritten der Kinder machen, werden sowohl digital, als auch in Papierform geordnet aufbewahrt, um sie für weitere Dokumentationsformen (Portfolio, Abschlussmappe für Schulabgänger) zu nutzen. Fotos werden nur zur internen Dokumentation verwendet. Alle externen Anfragen werden vorher mit den Eltern besprochen und entsprechende Einverständniserklärungen eingeholt.

Gesetzliche Grundlagen der pädagogischen Arbeit

Unser pädagogisches Handeln richten wir an den gesetzlichen Vorgaben aus. Grundlegend ist hier das Sächsische KitaGesetz zu nennen, das den Auftrag der Erzieherin regelt. Außerdem fordert das SGB VIII die Beachtung des Kindeswohls in allen Bereichen öffentlicher Erziehung. Dafür gibt es in unserem Team einen Kindeswohlbeauftragten, der durch seine spezielle Qualifikation und Fortbildung dazu geeignet ist, bei Gefährdung von Kindeswohl aktiv zu werden.

Wichtigster Bestandteil des täglichen Handelns ist der Sächsische Bildungsplan, der eine umfassende Bildung in allen Entwicklungsbereichen für jedes Kind vorschreibt und auf den unser pädagogisches Konzept abgestimmt ist.

Um dem Mitbestimmungs- und Partizipationsrecht der Kinder, das im § 45 SGB VIII verbrieft ist, zu entsprechen, versuchen wir, sie in Entscheidungen, die ihr Leben im Kinderhaus betreffen, einzubeziehen. Wir wollen unseren Kindern einen Platz in der Wirklichkeit bereiten, die für unsere Gemeinschaft Gültigkeit hat und sie dort allmählich nach ihren wachsenden Fähigkeiten in die alltäglichen Aufgaben einbinden.

Partizipation im Kinderhaus

Mitsprache, Mitbestimmung und Selbstbestimmung setzen für jedes Kind voraus, dass es seine Bedürfnisse und Wünsche wahrnimmt und die Möglichkeiten und deren Auswirkungen kennt. Dann erst kann es sich entscheiden.

Unsere Aufgaben als Pädagogen sind deshalb:

  • das körperliche Wohlbefinden, den Schutz und die Sicherheit der uns anvertrauten Kinder zu gewährleisten
  • jedem Kind emotionale Nähe zu geben – eine sichere und verlässliche Bindung aufzubauen, als Vertrauensperson und Ansprechpartner
  • eine „gleichwürdige“ Beziehung zwischen den Kindern und uns Pädagogen zu leben, die auf der Achtung der Würde des Einzelnen beruht
  • mit den Kindern zu kommunizieren, sie am Kita-Alltag zu beteiligen und einzubeziehen, den Kindern Möglichkeiten einzuräumen sich zuständig zu fühlen, zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen
  • Lernorte zu gestalten, die Möglichkeiten für Erlebnisse und Erfahrungen bieten und den Kindern helfen, ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln
  • gesellschaftliche Werte und Normen und Nachhaltigkeit zu leben
  • die pädagogische Arbeit zu planen und zu reflektieren, zu beobachten und zu dokumentieren
  • die Kinder in ihrem Streben nach Eigenverantwortung und Selbstständigkeit zu unterstützen
  • uns dafür verantwortlich zu fühlen, dass sich jedes Kind in der Gruppe wohlfühlt und sich als Teil der Gemeinschaft erfahren kann. Wir ermutigen die Kinder, Probleme anzusprechen, mit anderen zusammen Lösungen zu finden, Entscheidungen zu treffen und gemeinsam aufgestellte Regeln für das Zusammenleben einzuhalten.

Kinder sollen bei uns erfahren:

  • Meine Gefühle und meine Meinung sind wichtig.
  • Ich werde beachtet und geachtet.
  • Auf mich kommt es an.
  • Ich bestimme mit – habe Einfluss auf das, was um mich herum passiert.
  • ihre Bedürfnisse und die der Anderen wahrzunehmen und entsprechende Entscheidungen zu treffen.
  • die Konsequenzen dieser Entscheidungen zu erleben und diese auszuhalten.
  • dass man ihnen zuhört und ihre Meinung zählt- Anderen zuzuhören und deren Sichtweisen zu akzeptieren
  • Konflikte verbal auszuhandeln, persönliche und soziale Verantwortung zu übernehmen.

Beispiele für gelebte Partizipation

  • Die Pädagogen kündigen beabsichtigte Hygienehandlungen, Hilfestellungen beim An- und Auskleiden an. Sie nehmen Signale der Zustimmung oder Ablehnung wahr und achten die Wünsche und Befindlichkeiten des Kindes.
  • Die Pädagogen achten auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder und richten den Tagesablauf, Angebote und Entspannungsphasen und die Gestaltung der Räume danach aus. Der Tagesablauf ist variabel, wird oft überprüft und veränderten Situationen angepasst.
  • Die Pädagogen gewährleisten ausreichend Zeit für das Spiel als Haupttätigkeit der Kinder.
  • Die Spiel- und Gebrauchsmaterialien und der Kreativbereich sind für die Kinder frei zugänglich.
  • Die Kinder haben ausreichend Gelegenheit zum Freispiel. Die Kinder wählen Spielthemen, Spielmaterial und Spielpartner selbst. Sie bringen ihre Ideen und Gedanken ein und lernen, sich für ihre Rechte einzusetzen und die Rechte der Mitspieler anzuerkennen.
  • Die Kinder erleben die Mahlzeiten als kommunikatives Ereignis in der Gruppe – Alle Kinder finden sich dazu ein. Die Kinder entscheiden selbst, ob, was und wieviel sie von den angebotenen Speisen essen. Die Kinder nehmen sich selbst aus bereitgestellten Schüsseln nach. Beim Vesper bedienen sich die Kinder selbst, wählen aus was sie essen und schmieren ihre Brote selbst. Ältere Kinder unterstützen jüngere dabei. Jedes Kind räumt selbstständig sein Geschirr weg. Die Kinder wählen ihren Platz am Tisch selbst aus.
  • Der Essensplan wird in Bildern und Symbolen gemeinsam mit den Kindern so gestaltet, dass die Kinder erkennen können, was es zu Essen gibt.
  • Die Vorschulkinder und Vorvorschulkinder werden nach ihren Fähigkeiten in alltägliche Aufgaben des Zusammenlebens in der Gemeinschaft eingebunden. Sie werden ermutigt, lebenspraktische Aufgaben zu übernehmen, um ein Gefühl de Verantwortung für die Gemeinschaft zu entwickeln. Beispiele:
    • Tischdienst
    • gelegentliches Einkaufen von Obst, Gemüse und Brot, Mitsprache was und wieviel eingekauft wird
    • Kinder helfen Gemüse und Obstmahlzeiten vorzubereiten
    • Kinder betreuen eigenverantwortlich bestimmte Bereiche (evtl. mit Unterstützung der Pädagogen), sie achten darauf, dass die Materialien dieser Bereiche vollständig, geordnet und nutzbar sind: Bibobücher, Bücherregal, Spieleregal, Kreativregal, Bauecke, Puppenküche, Verkleideecke
    • Die Kinder haben die Möglichkeit, Spielbereiche für eine gewisse Zeit nach ihren eigenen Vorstellungen und Ideen umzugestalten
  • Kinder beteiligen sich an der Pflege des Mobiliars und Spielzeugs, Beispiel:

    • „Stuhlwaschanlage“
    • Sandspielzeug waschen
    • Auswischen von Regale

    Die Erzählkreise sind bewusst gestaltete Kommunikationssituationen in vertrauensvoller Atmosphäre. In Erzählkreisen tauschen sich Kinder und Pädagogen darüber aus, wie es ihnen geht, was sie beschäftigt und was ihnen gerade wichtig ist. Die Themen entstehen im gemeinsamen Dialog. Die Beiträge aller werden wertschätzend entgegengenommen, die Themen der Kinder diskutiert und ihnen neue Themen zugemutet. Die vorläufigen Weltsichten, mit denen die Kinder sich auseinandersetzen, werden akzeptiert.

Schlussgedanken

Mit unserer Arbeit nach diesem Konzept möchten wir die Kinder auf ihrem Weg zu eigenständigen, fröhlichen und sozial integrierten Menschen ein Stück begleiten und beschließen das pädagogische Konzept mit Maria Montessori:

Hilf mir, es selbst zu tun.
Zeig mir, wie es geht.
Tu es nicht für mich.
Ich kann und will es alleine tun.
Hab Geduld, meine Wege zu begreifen.
Sie sind vielleicht länger,
vielleicht brauche ich mehr Zeit,
weil ich mehrere Versuche machen will.
Mute mir auch Fehler zu,
denn aus ihnen kann ich lernen.


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